ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) und ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ohne Hyperaktivität) sind neurologische Besonderheiten, die beeinflussen, wie Menschen ihre Aufmerksamkeit steuern, sich organisieren und mit Impulsen umgehen. ADHS zeigt sich oft durch innere Unruhe, impulsives Verhalten und eine hohe Ablenkbarkeit. ADS hingegen tritt meist ohne ausgeprägte Hyperaktivität auf – Betroffene wirken eher verträumt, vergesslich und haben Schwierigkeiten, sich lange zu konzentrieren. Diese Unterschiede bedeuten nicht, dass Menschen mit ADHS oder ADS weniger leistungsfähig sind. Viele haben eine ausgeprägte Kreativität, hohe Problemlösungskompetenz und eine besondere Fähigkeit, sich für Themen zu begeistern, die sie interessieren. In einer unterstützenden Umgebung mit klaren Strukturen, Verständnis und passenden Strategien können sie ihr Potenzial optimal entfalten.
Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine neurodivergente Art zu denken, wahrzunehmen und zu kommunizieren. Menschen mit ASS haben oft eine andere Art, soziale Signale zu verstehen, Informationen zu verarbeiten und ihre Umwelt wahrzunehmen. Dabei gibt es unterschiedliche Ausprägungen, weshalb Autismus als Spektrum betrachtet wird. Autismus ist keine Krankheit, sondern eine andere Art, die Welt wahrzunehmen.
Diagnose nach ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Version) unterteilte Autismus in verschiedene Unterformen:
Frühkindlicher Autismus (Kanner-Syndrom)
Die Symptome treten bereits vor dem 3. Lebensjahr auf.
Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion, der Kommunikation und im Verhalten.
Oft wiederholende, stereotype Bewegungen oder Interessen.
Asperger-Syndrom
Keine Verzögerung in der Sprachentwicklung, aber Schwierigkeiten im sozialen Umgang.
Oft intensive Spezialinteressen, hohe Detailgenauigkeit und analytisches Denken.
Motorische Ungeschicklichkeit kann vorkommen.
Atypischer Autismus
Ähnlich wie frühkindlicher Autismus, aber entweder mit späterem Auftreten oder nicht allen typischen Merkmalen.
Diese Einteilung hat lange Zeit geholfen, Autismus besser zu verstehen. Allerdings wurde erkannt, dass die Grenzen zwischen den Formen oft unscharf sind, weshalb eine neue Systematik eingeführt wurde.
Mit der ICD-11 (11. Version, seit 2022 in Kraft) wurde das Konzept überarbeitet. Statt Unterkategorien gibt es jetzt nur noch die Autismus-Spektrum-Störung (ASS), die individuell beschrieben wird.
ASS ist ein Spektrum – Jeder Mensch mit Autismus ist einzigartig, mit unterschiedlichen Stärken und Herausforderungen.
Es gibt verschiedene Schweregrade – Manche Menschen brauchen mehr Unterstützung, andere kommen selbstständig im Alltag zurecht.
Zusätzliche Merkmale werden erfasst, z. B. ob eine Sprachentwicklungsverzögerung oder eine intellektuelle Beeinträchtigung vorliegt.
Dyslexie & Legasthenie (Lese- und Rechtschreibstörung) Menschen mit Dyslexie oder Legasthenie haben Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, obwohl ihre Intelligenz völlig normal oder überdurchschnittlich sein kann. Durch gezielte Strategien und Hilfsmittel können sie erfolgreich lernen.
Dyskalkulie (Rechenstörung) Bei Dyskalkulie fällt das Verstehen von Zahlen, Mengen oder mathematischen Konzepten schwer. Betroffene brauchen oft alternative Lernmethoden, um Mathematik besser zu erfassen.
Dyspraxie (Koordinationsstörung) betrifft die motorische Koordination und feinmotorische Bewegungen. Das kann sich im Schreiben, in der Körperhaltung oder in alltäglichen Bewegungsabläufen zeigen. Mit gezieltem Training lassen sich viele Herausforderungen bewältigen.
Hochbegabung bedeutet, dass eine Person in bestimmten Bereichen besonders schnell lernt, aussergewöhnlich gut Probleme löst oder ein sehr tiefes Verständnis für komplexe Themen entwickelt. Dies kann in Mathematik, Sprache, Musik, Technik oder anderen Bereichen sein. Allerdings heisst Hochbegabung nicht automatisch, dass jemand überall Bestleistungen erbringt oder sich leicht in Schule und Gesellschaft einfügt. Viele hochbegabte Kinder und Erwachsene denken anders, hinterfragen vieles oder langweilen sich in einem normalen Lernumfeld. Manche haben Schwierigkeiten mit sozialen Erwartungen oder fühlen sich unverstanden.
Kurz gesagt: Hochbegabung ist nicht nur ein hoher IQ, sondern eine besondere Art zu denken und zu lernen. Damit diese Menschen ihr Potenzial entfalten können, brauchen sie oft eine Umgebung, die ihre Stärken fördert und ihre besonderen Bedürfnisse berücksichtigt.
Hochsensibilität Hochsensible Menschen nehmen Reize wie Geräusche, Licht oder Emotionen intensiver wahr. Das kann anstrengend sein, ermöglicht aber auch eine tiefere Wahrnehmung von Details und zwischenmenschlichen Stimmungen.
Inklusion bedeutet, dass alle Menschen – unabhängig von ihrer Art zu denken, lernen oder fühlen – dazugehören und die gleichen Chancen erhalten. Neurodivergente Menschen (z. B. mit Autismus, ADHS oder Dyslexie) nehmen die Welt anders wahr und lernen auf ihre eigene Weise. Eine inklusive Umgebung ermöglicht ihnen, aktiv teilzunehmen, gezielte Unterstützung zu erhalten und ihre individuellen Stärken zu entfalten. Statt Anpassung an starre Strukturen geht es darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen und ihr Potenzial entfalten können.
Neuroaffirmativ bedeutet, neurodivergente Menschen so anzunehmen, wie sie sind – ohne sie verändern oder „anpassen“ zu wollen. Statt Defizite zu betonen, geht es darum, ihre Stärken und Bedürfnisse zu erkennen und zu respektieren. Ein neuroaffirmativer Ansatz schafft ein Umfeld, in dem neurodivergente Menschen selbstbestimmt leben, lernen und arbeiten können, ohne ständig kompensieren oder sich verstellen zu müssen.
Neurodiversität beschreibt die Vielfalt, wie Menschen denken, lernen und fühlen. Jeder Mensch ist einzigartig, und unser Gehirn arbeitet auf unterschiedliche Weise. Zum Beispiel gibt es Menschen mit Autismus oder ADHS, und andere, die diese Diagnosen nicht haben – all das gehört zur Neurodiversität. Es bedeutet, die Unterschiede zwischen Menschen anzuerkennen und zu zeigen, dass niemand „falsch“ ist, nur weil das eigene Gehirn anders funktioniert. Ähnlich wie in einem Team, in dem die Stärken der einzelnen Mitglieder die Gruppe bereichern, trägt auch Neurodiversität dazu bei, dass wir als Gesellschaft besser miteinander arbeiten und voneinander lernen können.
Neurodivergenz bedeutet, dass das Gehirn einer Person auf eine andere Weise arbeitet, als bei den meisten Menschen. Personen, die als neurodivergent gelten, können Diagnosen wie Autismus, ADHS, eine Lese-/Rechtschreibschwäche oder auch Hochbegabung haben. Das bedeutet, sie nehmen die Welt anders wahr und bringen dadurch oft ganz besondere Fähigkeiten oder Perspektiven mit. Diese Unterschiede können Herausforderungen mit sich bringen, aber sie sind auch eine Quelle für besondere Stärken und Talente – sei es durch innovative Denkansätze, aussergewöhnliches Problemlösungsverhalten oder eine ausgeprägte Kreativität.
Neurotypisch beschreibt Menschen, deren Gehirn so funktioniert, wie es bei den meisten üblich ist. Das bedeutet, sie haben keine besonderen neurologischen Unterschiede wie Autismus, ADHS oder Hochbegabung. Das Denken und Lernen dieser Menschen entspricht dem, was allgemein als „typisch“ angesehen wird.
PDA (Pathological Demand Avoidance) wird momentan als Untergruppe des Autismus betrachtet, bei der Menschen extreme Schwierigkeiten haben, auf Anforderungen und Erwartungen zu reagieren – selbst auf alltägliche Dinge. Diese Vermeidung geschieht nicht aus Trotz, sondern weil Anforderungen überwältigend und bedrohlich wirken. Menschen mit PDA sind oft kreativ, sozial interessiert und können sich anpassen, wirken aber in stressigen Situationen widersprüchlich oder herausfordernd. Sie nutzen Strategien wie Ablenkung, Rollenspiele oder Humor, um Kontrolle zu behalten und Druck zu vermeiden. Eine unterstützende Umgebung, die Flexibilität, Wahlmöglichkeiten und Verständnis bietet, hilft ihnen, sich wohlzufühlen und ihr Potenzial zu entfalten. Statt Druck und starre Strukturen brauchen sie ein Umfeld, das ihre Bedürfnisse erkennt und respektiert.
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